2020 – was für ein Jahr!

Das Jahr 2020 wird sicherlich vielen in Erinnerung bleiben als ein Jahr, in dem alles ganz anders kam als erwartet.

Am 9. Januar wurde die Idee eines Lastenradprojektes in Stade vorgestellt und es fanden sich sofort einige interessierte Mitstreiter*innen. Im Februar und Anfang März konnten wir uns noch zweimal treffen und dann kam der erste Lockdown. Bis dahin waren wir aber schon untereinander gut genug vernetzt, dass wir weiter planen konnten und als es die Lockerungen im Sommer wieder zuließen, haben wir am 11.06. mit elf Leuten den Verein Stade fährt Rad gegründet. Inzwischen sind wir 31 und wir freuen uns über weitere tatkräftige Unterstützung oder über euren finanziellen Beitrag mit einer Fördermitgliedschaft.

Die Eintragung des Vereins ins Vereinsregister ging schneller als erwartet und auch der Bescheid des Finanzamtes über die Anerkennung der Gemeinnützigkeit lag schon im Juli vor.

Nach dem alle Formalitäten der Vereinsgründung erledigt waren, konnten wir schon im September den ersten Förderantrag stellen. Kurz vor Weihnachten erreichte uns dann die frohe Nachricht, dass unser Antrag bewilligt wurde und unser Lastenradprojekt im kommenden Jahr von der Deutschen Postcode Lotterie mit 10.000,- EUR gefördert wird.

Beim diesjährigen Stadtradeln waren wir mit einem großen Team am Start und konnten am Ende den 4. Platz belegen. 11.866 km kamen alleine von unserem Team zusammen, davon 875 km bei unserer 24-Stunden Staffel, wo von Freitag bis Samstag Mittag rund um die Uhr immer mindestens ein Teammitglied im Sattel saß.

Übergabe des Staffelstabes am späten Abend am Fischmarkt

Bei der Schokofahrt haben wir im Oktober 46 kg Schokolade mit dem Fahrrad nach Stade geholt. Leider nicht wie ursprünglich geplant aus Amsterdam, das kurz vorher zum Risikogebiet erklärt wurde, aber immerhin von der niederländischen Grenze aus Weeze. Die Schokolade ist noch beim Kapitel 17 in der Hökerstraße erhältlich.

Schlussetappe der Schokofahrt von Fischerhude nach Stade

Für den Verein lief das jahr 2020 trotz aller Einschränkungen also besser als erwartet. Natürlich sind auch viele Ideen auf der Strecke geblieben: Insbesondere Aktionen zur Öffentlichkeitsarbeit waren nicht in dem Maße möglich, wie wir es gerne gehabt hätten und müssen nachgeholt werden, wenn es wieder geht.

Auch sonst ist in Stade im vergangenen Jahr einiges passiert und es wurden von der Stadt endlich einige Maßnahmen umgesetzt, die bereits im Radverkehrskonzept aus dem Jahr 1999 beschrieben waren. Das Highlight ist sicherlich die Einrichtung der ersten Fahrradstraße in der Neubourgstraße. Vorher wurde bereits im Bereich des Bahnhofes eine durchgängige Regelung geschaffen: Anstatt mehrfach zwischen Fahrbahn und Radweg, zwischen linker und rechter Straßenseite zu wechseln, fährt man dort nun mit dem Fahrrad durchgängig auf der Fahrbahn. Das ist nicht nur das Einfachste, sondern insbesondere in Kombination mit der eingerichteten 30er-Zone auch am sichersten, auch wenn es für Stade noch eine Neuerung ist, an die sich die Leute erst gewöhnen müssen.

Neubourgstraße: Stades erste Fahrradstraße

Auch in anderen Straßen, in denen man mit dem Fahrrad schon länger (oder schon immer) mit dem Fahrrad auf der Fahrbahn fahren soll, wurde dies durch Fahrradpiktogramme verdeutlicht. Unter anderem wurde endlich in der Thuner Straße die Benutzungspflicht des gemeinsamen Geh- und Radweges aufgehoben. Vorher war es dort vorgeschrieben, stadtauswärts auf der linken (= falschen) Straßenseite zu fahren, obwohl der Weg stellenweise nicht einmal 1,50m breit ist.

Thuner Straße: Endlich Platz für Radfahrer auf der Fahrbahn

Wer sich in der Thuner Straße nicht auf die Fahrbahn traut, darf trotzdem langsam und mit besonderer Rücksichtnahme auf Fußgänger auf dem Gehweg fahren. Insbesondere stadtauswärts wird man aber schnell merken, dass dieser Gehweg zum Radfahren völlig ungeeignet ist und man auf der Fahrbahn am besten und am sichersten voran kommt.

Etwas weniger spektakulär, aber auch ein Schritt in die richtige Richtung: Die meisten Umlaufsperren (teilweise aus Holz und im Dunkeln kaum zu sehen) wurden entfernt und durch Poller ersetzt. Noch besser wäre es natürlich, wenn man auch in Stade ganz darauf verzichten würde, Hindernisse auf Radwege zu stellen. Immerhin sind die Poller an der beliebten Strecke Am Bahndamm verschwunden und hoffentlich bleibt das nun auch so.

Zwischen Marschdamm und Glückstädter Straße: Poller statt hölzerner Umlaufsperre

Leider sind im Jahr 2020 auch viele Dinge nicht passiert. Im Frühjahr haben wir ein eigenes Radverkehrskonzept vorgestellt. Entgegen anfänglicher Beteuerungen gab es danach keinerlei Reaktion darauf, weder von der Politik, noch seitens der Verwaltung. Im Wahljahr 2021 werden wir auf jeden Fall Druck machen, damit man sich jetzt nicht auf den ersten Erfolgen ausruht, sondern die Förderung des Radverkehrs in Stade konsequent voran treibt. Absichtserklärungen gab es in der Vergangenheit schon genug, aber jetzt muss auch gehandelt werden, wenn es die Stadt ernst damit meint, den Anteil des Radverkehrs in den kommenden zehn Jahren zu verdoppeln. Ganz von alleine wird das jedenfalls nicht passieren, wenn sich die Bedingungen zum Radfahren nicht weiter verbessern.

Veloroutenkonzept der Fahrrad-Initiative Stade

Es bleibt also auch in Zukunft noch viel zu tun, aber jetzt ist es mal Zeit, sich über all das zu freuen, was wir geschafft haben. Wir blicken zuversichtlich ins kommende Jahr, auch wenn wir alle im Kampf gegen die Pandemie gerade in einer schweren Zeit stecken und ein schnelles Ende nicht absehbar ist. Das Fahrrad hat sich im vergangenen Jahr oft als das Verkehrsmittel der Wahl erwiesen und wir können nur hoffen, dass viele Menschen erlebt haben, wie gut ihnen das Radfahren tut und dass sie auch in der Zeit nach Corona dabei bleiben.